10.11.2025 – Die in jüngerer Vergangenheit aufgezogenen Barrieren im Welthandel wirken sich auf Handelsströme und Lieferketten aus, stellt ein Allianz-Trade-Bericht fest. Die Verlagerung von Produktion und Handel eröffne Europa aber auch Chancen, betont Kreditversicherer Acredia. Und: Ein immer häufigeres gemeinsames Auftreten politischer und klimatischer Risiken mache Risikomanagement zu einem „zentralen Bestandteil nachhaltiger Wachstumsstrategien“.
Geopolitische Brüche, Protektionismus und Folgen des Klimawandels lassen die globalen Handelsströme neue Wege suchen, stellt Kreditversicherer Allianz Trade in einer jüngst veröffentlichten Analyse fest.
Zwar werde nach wie vor werde mehr als die Hälfte des Welthandels über etablierte Routen abgewickelt. Doch die globale Logistik sei seit der Pandemie für Störungen anfälliger geworden.
Und: Eine erhebliche Unterbrechung der Lieferkette könne zu einer vorübergehenden Verdopplung der Containerfrachtraten führen.
Das durch Handelsbeschränkungen betroffene Volumen habe sich seit 2024 nahezu verdreifacht, hebt Allianz-Trade-Tochter Acredia Versicherung AG hervor.
Damit seien nun rund 20 Prozent der weltweiten Importe oder schätzungsweise 2,7 Billionen US-Dollar betroffen.
Als Haupttreiber werden neu eingeführte Zölle ausgemacht: Bis Oktober 2025 wurden den Angaben zufolge weltweit 309 neue Zollmaßnahmen erlassen, fast doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr.

Die wachsende geopolitische Unsicherheit lasse Regionalisierung und sogenanntes „Friendshoring“, also die Verlagerung von Produktion und Handel in politisch ähnlich ausgerichtete oder geografisch nahe Länder, an Bedeutung gewinnen.
Europa profitiere dabei „von stabilen Rahmenbedingungen, klarer Regulierung und seiner zentralen Lage zwischen den großen Wirtschaftsräumen“, so die Acredia. Für Österreich eröffne sich daraus eine strategische Position als Drehscheibe zwischen Mittel-, Ost- und Südosteuropa.
„Gerade in Zeiten globaler Unsicherheit stärkt Nähe das Vertrauen. Wer lokale Netzwerke und stabile Partnerschaften nutzt, verschafft sich einen echten Wettbewerbsvorteil“, meint Acredia-Vorstandsmitglied Gudrun Meierschitz.
Laut der Analyse wird das globale Handelswachstum 2025 lediglich +2 Prozent betragen, für 2026 und 2027 werden noch geringere +0,6 bzw. +1,8 Prozent erwartet.
Mehr als die Hälfte des niedrigen Wachstums 2025 beruht laut Allianz Trade auf der Umleitung bestehender Handelsströme, etwa durch Verlagerung von US-Importen weg von China oder eine stärkere Diversifizierung der Lieferketten.
Effizienz war lange das Leitmotiv internationaler Lieferketten – heute steht Stabilität im Vordergrund.
Gudrun Meierschitz, Vorstandsmitglied Acredia
„Österreichs Exportwirtschaft steht damit vor einem strukturellen Wandel. Strategische Anpassung und Risikostreuung werden zu zentralen Erfolgsfaktoren“, folgert Meierschitz.
„Unternehmen, die frühzeitig auf regionale Partner und abgesicherte Zahlungsstrukturen setzen, sind langfristig widerstandsfähiger.“
Zudem wird der Klimawandel als ein zunehmend entscheidendes Lieferkettenrisiko identifiziert: Dürreperioden, Niedrigwasser und Extremwetter seien bereits heute für die Beeinträchtigung zentraler Transportwege verantwortlich.
Dies erhöhe den Druck auf die Logistik und mache internationale Handelsrouten anfälliger für Störungen.
„Politische und klimatische Risiken treten immer häufiger gleichzeitig auf. Das stellt Unternehmen und Transportnetzwerke vor neue Herausforderungen“, sagt Meierschitz. Risikomanagement sei angesichts dessen „ein zentraler Bestandteil nachhaltiger Wachstumsstrategien“.
Der Bericht „Old trade routes for new trade wars?“ kann als PDF-Dokument von der Allianz-Trade-Website heruntergeladen werden.
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