Coface: Deutschland unter Druck, Auswirkungen auf Österreich

30.10.2024 – Wirtschaftliche und politische Faktoren setzen Deutschland unter Druck, das strahlt auch auf Österreich aus. Dies geht aus einer aktuellen Coface-Analyse hervor. Österreich kann laut Prognose erst 2025 mit einem Wirtschaftswachstum rechnen – und auch dann nur mit „moderaten“ 1,0 Prozent.

Dagmar Koch, Country Managerin Coface Österreich (Bild: Sabine Hauswirth)
Dagmar Koch,
Country Managerin
Coface Österreich
(Bild: Sabine Hauswirth)

Europas führender Industriestandort Deutschland sei nach wie vor besonders stark von erhöhten Energiekosten und einer geringen Nachfrage betroffen, die Produktion des verarbeitenden Gewerbes im Juli 2024 noch immer zwölf Prozent unter Vor-Pandemie-Niveau gelegen.

Diesen Befund stellt die Coface SA Niederlassung Österreich in einer Mitteilung vom Dienstag. Der private Konsum werde durch eine anhaltend hohe Sparquote und erhöhte politische Unsicherheit gebremst.

„Die Situation in Deutschland hat auch auf Österreich erhebliche Auswirkungen, da die beiden Ökonomien traditionell eng miteinander verbunden sind“, kommentiert Dagmar Koch, Country Managerin von Coface in Österreich.

Wachstum in Österreich erst 2025 zu erwarten

Österreich befinde sich in einer, wenn auch gemäßigten, Rezessionsphase, fügt Christiane von Berg, Head of Economic Research Benelux & DACH bei Coface, hinzu.

„Nach einem Minus von 0,8 Prozent zum Vorjahr im letzten Jahr wird auch dieses Jahr die Wirtschaft schrumpfen.“ Erst 2025 sei mit einem moderaten Anstieg um 1,0 Prozent zu rechnen.

„Die Inflationsrate ist im Herbst unter den EZB-Zielwert von zwei Prozent in Österreich gefallen“, so von Berg weiter. „Selbst mit dem geplanten Lohnanstieg im Januar sollte die Inflationsrate unterhalb des Zielwerts bleiben und zusammengenommen mit einem anvisierten starken Lohnwachstum eine höhere Kaufkraft der privaten Haushalte erbringen.“

Hohe Lohnstückkosten drücken auf Gewinnspannen

Was dem privaten Konsum helfe, bringe die Unternehmen jedoch unter Druck, so Coface. Generell mache vielen Unternehmen im Euro-Raum weiterhin ein starker Anstieg der Lohnstückkosten – um 4,2 Prozent im zweiten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahr – zu schaffen.

Christiane von Berg, Head of Ecconomic Research Benelux und DACH bei Coface (Bild: www.dennisweissmantel.de)
Christiane von Berg, Head
of Ecconomic Research
Benelux und DACH
bei Coface (Bild:
www.dennisweissmantel.de)

Von Berg: „Nachdem die Margen in der ersten Jahreshälfte 2023 in allen Ländern des Euro-Raums ihren Höchststand erreicht hatten, sind sie in Deutschland und den Niederlanden um fast zwei Prozentpunkte und in Spanien und Italien um das Doppelte gesunken.“

Geldpolitisch lockerer, dafür finanzpolitisch restriktiver?

Zinssenkungen durch die US-Notenbank (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) im Jahr 2024 markierten „den Beginn der erwarteten leichten geldpolitischen Lockerung“, so Coface.

Während die Geldpolitik im nächsten Jahr weniger restriktiv sein werde, sollte sich eine restriktivere Fiskalpolitik in einigen Ländern, insbesondere im Euro-Raum, negativ auf das Wachstum auswirken, prognostiziert der Versicherer.

Coface verweist in dem Zusammenhang auf die Ende Juli 2024 vom EU-Ministerrat eingeleiteten Defizitverfahren gegen sieben Länder (Link zum Rat): Belgien, Frankreich, Italien, Malta, Polen, Rumänien, die Slowakei und Ungarn.

„Die betroffenen Länder wurden zu einem harten Sparkurs verpflichtet, womit weitere Wachstumsimpulse ausbleiben“, sagt von Berg. „Somit sollte das Wachstum im Euro-Raum nach einem mageren Plus von 1,0 Prozent in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr, im kommenden Jahr mit 1,3 Prozent nur leicht stärker ausfallen.“

 
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