14.11.2025 – In ihrem Bericht zur Lage der Versicherungswirtschaft 2025 bescheinigt die Finanzmarktaufsicht der Branche eine weiterhin gute Kapitalisierung. Die Profitabilität habe sich allerdings „heterogen“ entwickelt, deutliche Verschiebungen weg von Anleihen und hin zu illiquideren Anlagen habe es bei der Asset Allokation gegeben. Eine Vielzahl von Verflechtungen, Zinssenkungen und der Klimawandel würden aber Risiken darstellen.
Weitgehend erfreuliche Aussagen trifft die Finanzmarktaufsicht (FMA) in ihrem Bericht zur Lage der Versicherungswirtschaft 2025, der nun veröffentlicht wurde. Die Kapitalisierung sei weiterhin gut und die Verflechtung mit dem Bankensektor, die kritisch gesehen wird, habe deutlich abgenommen.
Die Entwicklung des Versicherungsmarktes im laufenden Jahr sei von neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt. Heimische Versicherer müssten zum Unterschied von jenen in anderen europäischen Ländern in einem Umfeld mit einer Inflation über dem EZB-Ziel arbeiten, so die FMA.
Die Krisen der letzten Jahre hätten allerdings die Resilienz des Sektors in Bezug auf die Kapitalisierung gezeigt. Gleichzeitig setze sich die Aufsicht vertieft mit dem Zins-, Liquiditäts- und Verflechtungsrisiko auseinander.
Die Profitabilität des heimischen Versicherungsmarktes habe sich je nach Bilanzabteilung heterogen entwickelt, schreibt die FMA. Während sich das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) in der Krankenversicherung von 2023 bis 2024 fast verdoppelt habe, gab es in den anderen Bereichen Rückgänge.
So seien in der Schaden- und Unfallversicherung die abgegrenzten Versicherungsleistungen mit einem Plus von 15 Prozent stärker als die abgegrenzten Prämien gestiegen. Auch wenn Rückversicherer einen signifikanten Teil davon übernommen haben, sei das EGT um zwei Drittel eingebrochen.
Entscheidender Faktor für die schwächere Performance im Schaden- und Unfallbereich seien die durch Extremwetterereignisse verursachten höheren Schäden gewesen. Aber auch die Finanzerträge hätten nicht dazu beigetragen, das EGT des Vorjahres zu erreichen.
Ein geringfügig gesunkenes EGT bei moderatem Prämienwachstum verzeichnete auch die Lebensversicherung. Auch wenn diese in den vergangenen Jahren an Popularität verloren hat, sei sie immer noch eines der am weitesten verbreiteten Finanzprodukte in Österreich.
Im ersten Halbjahr 2025 hätten die österreichischen Versicherungsunternehmen eine Erhöhung des Finanzergebnisses um 480 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr erzielt. Einen Anstieg gab es auch beim versicherungstechnischen Ergebnis, der in einzelnen Sparten „sehr deutlich“ ausfiel.
Auch das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit habe sich mit 1,7 Milliarden Euro in den ersten sechs Monaten deutlich verbessert, so die FMA. Zurückzuführen gewesen sei dies auf das positive Finanzergebnis und das versicherungstechnische Ergebnis.
Gestiegen seien auch die stillen Reserven: Sie erhöhten sich zum 30. Juni gegenüber dem Vorquartal um 3,1 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro.
Mit einer Solvenzquote von durchschnittlich 264 Prozent zum 30. Juni 2025 liegen heimische Versicherungsunternehmen weiterhin deutlich über dem europäischen Durchschnitt und zeigen sich damit „weiterhin gut kapitalisiert“, so die FMA.
Die Solvenzbilanz österreichischer Versicherer habe mit 137,9 Milliarden Euro per Ende Juni erstmals wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht. Damit sei der Nicht-Banken-Anteil am heimischen Finanzsektor wieder auf rund 40 Prozent gestiegen.
Die anrechenbaren Eigenmittel der Versicherungswirtschaft hätten per Ende des Vorjahres rund 46 Milliarden Euro betragen. Dabei würden nach wie vor Eigenmittel bester Qualität (Tier 1 Kapital) dominieren; deren Anteil an den gesamten Eigenmitteln betrage 92 Prozent.
Vor dem Hintergrund der andauernden geopolitischen Unsicherheiten und der angespannten wirtschaftlichen Lage erwartet die FMA aber weiterhin eine vorsichtige und nachhaltige Kapitalplanung von den Unternehmen; dies gelte auch für Dividenden und variable Vergütungen.
Das gesamte verwaltete Vermögen der Versicherungsunternehmen ist per 30. Juni gegenüber dem Vorjahr um 3,7 Prozent auf 130,2 Milliarden Euro gestiegen
Deutlich gesunken ist längerfristig der Anteil der Anleihen im Direktbestand: Er reduzierte sich von 46 Prozent im Jahr 2019 auf 34 Prozent per Ende des ersten Halbjahres 2025. Der Anteil der Unternehmensanleihen sank von 25 auf 18 Prozent, jener der Staatsanleihen von 21 auf 16 Prozent.
Deutlich gestiegen ist gleichzeitig der Anteil illiquider Anlagen wie Darlehen, Immobilien und Beteiligungen: von 28 Prozent 2019 auf nun 41 Prozent; erklärt werden könne dies mit der Suche nach Rendite im Niedrigzinsumfeld, der Volatilität der Kapitalmärkte und internationalen Trends.
Das Wachstum der Veranlagungen in Private Credit und Private Equity rücke nunmehr stärker in den Fokus der europäischen Aufsichtsbehörden, so die FMA.
In Krisenzeiten sei die Verflechtung von Versicherungsunternehmen mit dem Bankensektor eine mögliche Ansteckungsquelle. Diese Verflechtung habe allerdings in den vergangenen zehn Jahren um rund ein Drittel abgenommen.
So sei das Banken-Exposure im Direktbestand (ohne fonds- und indexgebundene Lebensversicherung) von 24,6 Milliarden Euro im Jahr 2016 auf 17,2 Milliarden per 30. Juni gesunken; rund die Hälfte davon entfalle auf österreichische Banken.
Heimische Versicherer würden darüber hinaus einen „wesentlichen Auslandsbezug“ aufweisen, so die FMA. Auch grenzüberschreitende Tätigkeiten der österreichischen Gruppen würden deshalb im Rahmen der Gruppenaufsicht überwacht und in die Finanzaufsicht einbezogen.
Weitere Verflechtungen, die von der FMA überwacht werden, sind jene in der Veranlagung innerhalb des österreichischen Versicherungssektors sowie jene mit IKT-Dienstleistern. Ab 2026 sollen kritische Dienstleister auf europäischer Ebene einer zentralen Aufsicht unterworfen werden, an der sich die FMA beteiligen werde.
Zinssenkungen bedeuten für Versicherungsunternehmen, dass alle abgezinsten, zukünftigen Verbindlichkeiten für Schäden und Leistungen teurer werden und die Risikomarge bei der Berechnung der versicherungstechnischen Rückstellungen steigt, so die FMA.
Im Nicht-Leben-Bereich erhöhen sich dadurch die versicherungstechnischen Rückstellungen, während sich die Eigenmittel verringern. Gleichzeitig komme es zu geringeren Anlagerenditen, was das Finanzergebnis schmälert und die Abhängigkeit vom versicherungstechnischen Geschäft erhöht.
Noch größer sei der negative Effekt durch die Diskontierung mit niedrigeren Zinsen in der Lebensversicherung. Außerdem würden niedrigere Renditen in der Neuveranlagung die Erwirtschaftung von garantierten Renditen erschweren.
Die Veränderung des Klimas und der zunehmende Temperaturanstieg würden für einen Anstieg klimapolitischer Maßnahmen sorgen, so die FMA. Für österreichische Versicherungsunternehmen ergebe sich eine besondere Relevanz dieser Risiken aus der Veranlagung.
Der klimarelevante Anteil an den Vermögenswerten der Versicherungsunternehmen mache nämlich 26 Prozent ihres Portfolios aus; er bestehe überwiegend aus Investitionen in den Sektoren Energieerzeugung und Immobilien. 16 Prozent des Bestandes entfallen auf fossile Energieträger.
Die FMA habe deshalb auch 2025 Klimastresstests für Versicherungsunternehmen durchgeführt. Die Ergebnisse würden zeigen, dass für den gesamten Markt in einem Basisszenario eine Wertminderung von 2,3 Prozent eintreten würde, im Falle negativer Szenarien könne diese auf bis zu 15,8 Prozent steigen.
Der „Bericht der FMA zur Lage der österreichischen Versicherungswirtschaft 2025“ kann von einer Website der FMA als PDF (2,6 MB) heruntergeladen werden.
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