17.4.2024 – Das Zahlungsverhalten von Unternehmen hat sich, global gesehen, weiter verschlechtert, berichtet Allianz Trade. Die Zahlungsmoral in Europa ist indes weiterhin gut, heißt es aus der Acredia. Sie rät dennoch, sich angesichts drohender Rentabilitätseinbußen für längere Zahlungsfristen zu wappnen.
Die globalen „Days Sales Outstanding“– das ist der Zeitraum zwischen Rechnungslegung und Bezahlung – sind 2023 um drei Tage auf 59 Tage angestiegen. Der Anstieg ist damit fast doppelt so hoch wie 2022.
Dies geht aus einer neuen Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade hervor. Basis sind Finanzdaten von 45.000 Unternehmen aus 35 Ländern.
Europäische Unternehmen zeigten aber weiterhin eine gute Zahlungsmoral, kommentiert die Acredia Versicherung AG, eine Tochter von Oesterreichischer Kontrollbank AG und Allianz Trade.
Zu den „Schnellzahlern“ zählen Unternehmen aus Deutschland, den Niederlanden und aus Skandinavien, so die Acredia.
In Frankreich, Italien und Spanien sowie im asiatischen Raum hingegen würden die Rechnungen im Durchschnitt deutlich später bezahlt.
41 Prozent der europäischen Unternehmen warteten 2023 mehr als 60 Tage auf ihr Geld, weltweit waren es 42 Prozent.
„Je länger Unternehmen auf ihr Geld warten müssen, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Rechnung gar nicht bezahlt wird“, erklärt Acredia-Vorstandsmitglied Gudrun Meierschitz.
Insofern sei die Zahlungsmoral ein wichtiger Indikator für potenzielle Zahlungsausfälle und damit Vorbote für Insolvenzen.
„Die abnehmende Zahlungsmoral untermauert unserer Prognose, dass 2024 die weltweiten Firmenpleiten um weitere neun Prozent steigen“, folgert Meierschitz.
Die Rentabilität ist der wichtigste Einflussfaktor auf das Zahlungsverhalten in Europa, erläutert die Acredia. Sie wirke sich stärker aus als die Finanzierung oder der Konjunkturzyklus.
In diesem Zusammenhang, so der Versicherer, könnte eine Verlangsamung der globalen Nachfrage 2024 in Verbindung mit weiterhin hohen Betriebskosten eine weitere Verschlechterung der Zahlungsbedingungen bewirken – insbesondere in Europa.
„Ein Rückgang der Rentabilität um nur einen Prozentpunkt könnte die Zahlungsfristen um über sieben Tage verlängern“, so Meierschitz.
„Angesichts der drohenden Rentabilitätseinbußen im Jahr 2024 sollten sich europäische Unternehmen auf längere Zahlungsfristen einstellen. Dies könnte den Cashflow unter Druck setzen und das Risiko von Zahlungsausfällen in der Region erhöhen.“
Die Analyse „The cost of pay me later“ kann als PDF-Dokument von der Allianz-Trade-Website heruntergeladen werden.
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