18.10.2024 – In Österreich muss 2024 mit einer Zunahme an Unternehmensinsolvenzen um 20 Prozent gegenüber 2023 auf 6.480 gerechnet werden, geht aus einem neuen Bericht von Allianz Trade hervor. Österreich könnte aber, anders als andere Länder, 2025 wieder einen Rückgang sehen.
„Anfang des Jahres haben wir für 2024 weltweit mit neun Prozent mehr Firmenpleiten gerechnet. Das Insolvenzgeschehen hat aber so stark angezogen, dass wir die Prognose auf +11 Prozent korrigieren mussten.“
Das sagt Gudrun Meierschitz, Vorständin der Acredia Versicherung AG, anlässlich der Veröffentlichung des neuen „Global Insolvency Outlook“ der Acredie-Mutter Allianz Trade.
Auf Österreich komme der Prognose zufolge nach 2005, 2006 und 2009 die vierthöchste Zahl an Unternehmensinsolvenzen.
Die Rede ist von 6.480 Unternehmensinsolvenzen, was ein Anstieg um 20 Prozent gegenüber 2023 wäre. Im Sommer ging man noch von +16 Prozent, Anfang des Jahres von +9 Prozent aus (VersicherungsJournal 8.7.2024).
Silberstreif am Horizont: „Wir gehen davon aus, dass damit der Höhepunkt der Insolvenzdynamik erreicht ist.“ Insolvenzen, die durch Corona-Hilfen verzögert wurden, sollten damit abgebaut sein, meint Meierschitz. „In den nächsten beiden Jahren erwarten wir wieder eine leichte Entspannung, wenn auch auf hohem Niveau.“
Für 2025 werden 5.950 Insolvenzen prognostiziert (–8 Prozent gegenüber 2024), für 2016 wird ein weiterer Rückgang auf 5.300 erwartet (–11 Prozent).
Österreichs Haupthandelspartner Deutschland wird heuer ein Anstieg um 25 Prozent vorhergesagt. 2025 soll es abermals eine Steigerung geben, immerhin soll sie aber deutlich geringer ausfallen und +4 Prozent betragen. Erst für 2026 sei ein Rückgang zu erwarten (–4 Prozent).
Deutschland zähle 2025 gemeinsam mit Portugal (+8 Prozent), Griechenland (+8 Prozent), Italien (+4 Prozent), Rumänien (+3 Prozent) und Spanien (+1 Prozent) zu den wenigen EU-Ländern, in denen die Anzahl der Insolvenzen weiter steigen dürfte.
„Der unerwartet starke Anstieg bei den Unternehmensinsolvenzen ist einerseits auf die gedämpfte Nachfrage, die anhaltende geopolitische Unsicherheit und ungleiche Finanzierungsbedingungen zurückzuführen“, kommentiert Meierschitz. „Andererseits spiegelt er die Normalisierung des globalen Insolvenzgeschehens wider.“
Global wird für 2024 ein Insolvenzplus von 11 Prozent erwartet, 2025 wäre der Prognose zufolge mit einem leichten weiteren Zuwachs (+2 Prozent) zu rechnen, ehe man sich für 2026 auf einen Rückgang um ein Prozent einstellen könnte.
Besonders im Bauwesen, im Einzelhandel und im Dienstleistungssektor seien weltweit mehr Firmenpleiten zu verzeichnen, auch die Höhe der Passiva steige. Auffällig sei dabei ein Rekordniveau an Großinsolvenzen, wobei Westeuropa besonders betroffen sei.
Damit gehe auch die Gefahr von Jobverlusten einher. 2025 könnten allein in Europa und Nordamerika mehr als 1,6 Millionen Arbeitsplätze gefährdet sein. Das wäre ein Zehnjahreshoch, heißt es im Bericht.
Als positiv identifiziert Acredia die Entwicklung der Inflation. Sie nähere sich langsam dem Zielwert von zwei Prozent, damit würden weitere Zinssenkungen der Zentralbanken möglich.
Eine allmähliche Lockerung der Geldpolitik könnte einigen Unternehmen eine Entlastung bringen, sie sei aber keine Wunderwaffe für angeschlagene Betriebe.
Meierschitz: „Niedrigere Zinssätze reduzieren zwar die Kreditkosten und verbessern den Cashflow, sie lösen aber nicht die finanziellen Herausforderungen der Unternehmen.“
Die Analyse „Global Insolvency Outlook“ kann als PDF-Dokument von der Website von Allianz Trade heruntergeladen werden.
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