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Ein seltsamer, unbekömmlicher Cocktail

17.9.2018 – Es ist an sich nichts Außergewöhnliches im menschlichen Leben, daß Entscheidungen – auch sorgfältig Getroffene – wieder revidiert werden (müssen). Das gilt für Autos, Wohnungen, Arbeitsplätze oder auch Lebensgemeinschaften.

Bedeutend wäre allerdings, wie oft das jeweils passiert. Eine Lebensversicherung sollte eine wichtige Säule der privaten Altersvorsorge sein und dementsprechend sorgsam geplant, aber auch konsequent bespart werden.

Rückkaufsquoten von 25% erscheinen mir für die normalen Wechselfälle des Lebens – die eine vorzeitige Realisierung des Sparkapitals notwendig machen könnten – viel zu hoch. Eine gründliche Untersuchung der tatsächlichen Motive wäre angezeigt – das wäre ein gutes Thema für eine einschlägige Dissertation.

Neben der hoffentlich bald der Vergangenheit angehörenden unrühmlichen Phase der „professionellen Rückabwickler“ sehe ich einige Gründe, die für die Branche durchaus bedeutsam sind.

Zum einen natürlich Druckverkauf, den es keinesfalls geben sollte. Zum anderen die hohen Garantiezinse aus früheren Jahren, die manch eine Versicherung insgeheim stöhnen lassen, und für die Rückkäufe durchaus „willkommen“ sind.

Des weiteren ist es den Versicherungen ja praktisch untersagt, Kunden zum Beibehalten der Verträge bewegen zu wollen.

Einstens gab es sog. „Kontrollinspektoren“; die konnten auch feststellen, ob denn der beabsichtigte Rückkauf nur die Basis für einen neuen Vertrag (bei anderer Gesellschaft bzw. Vermittler – vulgo „Ausspannung“) bereitet hat.

Private Altersvorsorge ist existentiell notwendig. Steuerliche Förderung gibt es praktisch nicht (mehr). Bekenntnisse der Politik zur Privatvorsorge auch nicht. Ein gesundes Zinsniveau (vor allem für die klassische LV) auch nicht. Alternativen für Vorsorge bieten nicht einmal die Kritiker!

Ein seltsamer Cocktail, der da entstanden ist – keinesfalls bekömmlich. Höchste Zeit, daß das Thema grundsätzlich bearbeitet wird. Von der Branche selbst, aber auch von der Politik.

Ein Finanzminister, der nicht nur die Branche kennt, sondern auch die Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Vorsorge wie auch die budgetären Möglichkeiten – das sollte doch die Gelegenheit sein, um dem lahmenden Vorsorgepferde auf die Beine zu helfen. Zum Wohle aller! Denn arme Pensionisten sind auch arme Konsumenten.

Rudolf Mittendorfer

r.mittendorfer@uwf.at

zum Artikel: „Lebensversicherung: So viel wird rückgekauft”.

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