Allianz-Prognose: Die Weltwirtschaft schwächelt

4.7.2025 – Plus 2,5 Prozent Wirtschaftswachstum weltweit, plus 1,2 Prozent in der Eurozone insgesamt – so lautet eine neue Allianz-Prognose für 2025. Global wird eine Zunahme an Insolvenzen um 7 Prozent erwartet. Acredia-Vorstand Michael Kolb sieht trotz dieses Umfeldes Chancen – Risikomanagement vorausgesetzt. In Bezug auf Österreich gibt es eine Prognose des Wifo: Das Institut stellt eine Rückkehr auf den Wachstumspfad in Aussicht.

Allianz Research hat ihren Halbjahresausblick („Mid-year economic outlook 2025-26“) veröffentlicht. Das globale Wirtschaftswachstum bleibe „unter Druck“, heißt es darin. Plus 2,5 Prozent (real) für das laufende Jahr seien seit 2008 der niedrigste Wert außerhalb eines Rezessionsjahres.

Allianz-Prognose 2025 und 2026 (Cover; Quelle: Allianz Research)
Allianz-Prognose 2025 und 2026
(Cover; Quelle: Allianz Research)

Als wesentliche Unsicherheitsfaktoren werden Handelsspannungen, geopolitische Risiken und fiskalische Herausforderungen genannt.

In der Eurozone erwarten die Experten ein Wachstum von 1,2 Prozent, getragen hauptsächlich von kleineren Ländern. Deutschland wird 2025 indes laut Vorhersage nur um 0,1 Prozent wachsen, erst 2026 stärker, um 1,0 Prozent.

2026 ein wenig besser

Für 2026 rechnen die Allianz-Fachleute global betrachtet mit einem geringfügig besseren „Abschluss“, und zwar mit einem realen Plus in Höhe von 2,6 Prozent.

Sowohl die Vorhersage für 2025 und 2026 bleiben unter den Werten der letzten Jahre: 2024 war die Weltwirtschaft um 2,8 Prozent gewachsen, 2023 um 2,9 Prozent und 2022 noch um 3,3 Prozent.

Kolb: Verhaltenes Wachstum, aber differenzierte Chancen

„Das globale Wachstum bleibt zwar verhalten, aber wir sehen differenzierte Chancen – besonders für Unternehmen, die sich strategisch ausrichten und aktiv steuern“, kommentiert Michael Kolb, Vorstandsmitglied der Acredia Versicherung AG.

In internationalen Märkten zahle sich „kluges Risikomanagement“ sowohl als „Schutzschild“ als auch als Wachstumstreiber aus.

Kapitalmärkte: „Bemerkenswerte Resilienz“

Die Kapitalmärkte zeigten sich im ersten Halbjahr 2025 „stabil und aufwärtsgerichtet“, beschreibt die Acredia die Situation. „Europäische Aktien legten seit Jahresbeginn um +18 Prozent zu.“

Gründe dafür seien „die Aussicht auf sinkende Zinsen, solide Unternehmensgewinne und ein spürbar wachsendes Vertrauen in die wirtschaftliche Entwicklung“.

Kolb: „Die Märkte zeigen aktuell bemerkenswerte Resilienz – und das ist eine echte Chance. Wer jetzt seine Finanzstrukturen stärkt und Working Capital gezielt steuert, legt den Grundstein für nachhaltiges Wachstum und mehr Zukunftssicherheit.“

Anstieg bei Insolvenzen prognostiziert, Risikomanagement gefragt

Dennoch: Weltweit ist für 2025 laut der Allianz-Prognose ein Anstieg der Insolvenzanzahl um 7 Prozent zu erwarten. Das sei „der stärkste Zuwachs seit über einem Jahrzehnt in vielen Regionen“, wie die Acredia hinzufügt.

Auch in den von der Acredia betreuten Märkten in Kroatien, Slowenien und weiteren Teilen Südosteuropas zeige sich „ein deutlicher Anstieg der Zahlungsausfälle“.

Wer seine Kunden, Märkte und Geschäftsmodelle im Blick behält, könne Risiken aber frühzeitig erkennen und gezielt reagieren, betont Kolb: „Gerade jetzt zahlt sich aktives Risikomanagement aus – es verschafft Unternehmen Stabilität und Handlungsspielraum.“

Wifo: Österreich langsam zurück auf den Wachstumspfad

Was Österreich betrifft, hat das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) Ende Juni festgestellt, dass die heimische Volkswirtschaft derzeit „die längste Schwächephase der Nachkriegszeit“ erlebe, der Tiefpunkt der Konjunktur allerdings durchschritten sein dürfte.

Denn dem Wifo zufolge mehren sich die Anzeichen einer Erholung, wenngleich sie „vorerst zaghaft und anfällig für Rückschläge bleibt“.

Geopolitische Risiken und Unwägbarkeiten hinsichtlich einer Neuausrichtung der internationalen Handelspolitik, erläutert das Wifo, trüben das außenwirtschaftliche Umfeld und damit den Ausblick für die Exportwirtschaft, „den wichtigsten Impulsgeber der heimischen Konjunktur“.

Zudem sei die Inflation „im internationalen Vergleich weiterhin hoch“. Dies schmälere die preisliche Wettbewerbsfähigkeit und damit die Absatzmöglichkeiten österreichischer Unternehmen. „Die notwendige fiskalische Konsolidierung bremst die Konjunktur zusätzlich.“

2025 noch Stagnation, 2026 +1,2 Prozent

Da es somit an expansiven Impulsen aus dem In- und Ausland fehle, werde Österreichs Wirtschaftsleistung 2025 stagnieren (real +/–0,0 Prozent).

Für 2026 erwartet das Institut aber ein reales BIP-Wachstum von 1,2 Prozent. „Dann sollten infolge der anziehenden Weltkonjunktur sowohl die Exporte als auch die inländische Nachfrage der österreichischen Wirtschaft wieder etwas Fahrt verleihen.“

Zum Herunterladen

Die Prognose von Allianz Research kann als PDF-Dokument von der Allianz-Trade-Website heruntergeladen werden, die Prognose des Wifo für Österreich, ebenfalls als PDF-Dokument, von der Wifo-Website.

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Konjunktur · Steuern
 
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