9.7.2025 – Coface rechnet für 2025 mit einem gebremsten Wachstum der Weltwirtschaft um nur noch 2,2 Prozent 2025 und 2,3 Prozent 2026. Durch geo- und handelspolitische Unsicherheiten komme es zu einer Verlangsamung des Wachstums und erhöhten Risiken. Besonders die US-Zollpolitik sei hier ein entscheidender Faktor. In seiner neuen Länderrisikoanalyse gibt der Kreditversicherer Österreich unverändert ein A3-Rating. Es könnte heuer die Trendwende schaffen und 2026 wieder leicht wachsen, heißt es von Coface.
Kreditversicherer Coface hat seine aktuelle Länder- und Branchen-Risikoanalyse veröffentlicht. Österreich ist darin unverändert mit der Note A3 versehen. Die achtstufige Skala umfasst die Grade A1 bis A4, B, C, D und E, wobei A1 für „sehr niedriges“ und E für „extremes“ Risiko steht.
„Angesichts des nur langsamen Wirtschaftsumschwungs behält Österreich seine A3-Bewertung bei, was für ein befriedigendes Risikoumfeld für Geschäftsaktivitäten sowie für die gesamte wirtschaftliche und politische Lage im Land steht“, stellte Coface Österreich am Dienstag fest.
Fast alle EU- und EFTA-Länder sind in den Graden A1 bis A4 angesiedelt. Nur Italien, Rumänien und Bulgarien weisen bei Coface ein B-Rating auf, wobei Rumänien eines der vier Länder ist, das herabgestuft wurde; zuvor hatte es ein A4-Rating.
Die anderen drei herabgestuften Länder sind Singapur (von A2 auf A3), Malaysia (von A3 auf A4) und Thailand (von A4 auf B). Höhergestuft wurde in der aktuellen Analyse kein Staat.
Die Weltwirtschaft stehe aufgrund geopolitischer und handelspolitischer Unsicherheiten „zwischen einer Verlangsamung und der Eskalation von Risiken“, beschreibt Coface die Lage. Die Trump’sche Zollpolitik und die Spannungen im Nahen Osten ergäben ein „wirtschaftlich unvorhersehbares Umfeld“ für 2025 und 2026.
Angesichts dessen hat Coface neben den genannten vier Ländern auch 23 Sektoren herabgestuft, darunter die IKT-Branche und der Einzelhandel in den USA sowie die Textilindustrie in China.
Der Metallurgiesektor befinde sich in einer schweren Krise, da 2024 weltweit eine Stahlüberkapazität von 600 Millionen Tonnen verzeichnet wurde, was 25 Prozent der weltweiten Produktionsmenge entspreche.
„Das ohnehin schwierige makroökonomische Umfeld, die Spannungen im Energiesektor und die neuen Stahlzölle verschärfen die Situation für die Stahlhersteller“, so Coface, und zwar insbesondere in Kanada, Mexiko und Europa.
„Die Ungewissheit ist die neue Normalität. Die globalen Wirtschaftsaussichten sind unsicherer denn je, da sie stark von den (geo)politischen und handelspolitischen Entscheidungen von US-Präsident Trump abhängig sind“, kommentiert Dagmar Koch, Country Managerin von Coface Österreich.
„Die Wiedereinführung der Zölle nach Ablauf der 90-tägigen Aussetzungsfrist könnte erhebliche Auswirkungen auf das weltweite Wachstum haben“, unterstreicht.
Selbst bei temporären Aussetzungen oder Reduzierungen seien die US-Zölle bereits auf einem historisch hohen Niveau angelangt, merkt Coface an.
Zugleich sei in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften ein deutlicher Anstieg von Zahlungsausfällen in Höhe von rund 80 Prozent im ersten Quartal 2025 im Vergleich zu 2024 zu beobachten. Besonders unter Druck stünden traditionelle Industriesektoren wie Metall und Automobil sowie Chemie.
In Europa zeige sich ein gemischtes Bild: „Deutschland verzeichnete im ersten Quartal ein leichtes Wachstum, während Frankreich weiterhin schwach performt.“ In Italien drohe die wirtschaftliche Dynamik nachzulassen, Spanien profitiere dagegen weiter vom Tourismus und europäischen Mitteln.
Coface rechnet mit einer deutlichen Verlangsamung des realen Weltwirtschaftswachstums von zuletzt (2024) +2,8 Prozent auf +2,2 Prozent 2025 und +2,3 Prozent 2026. „Sollte sich die geopolitische oder handelspolitische Lage weiter zuspitzen, ist ein Wachstum von unter 2 Prozent nicht auszuschließen.“
Die Eurozone dürfte nach Einschätzung des Kreditversicherers 2025 um 1,3 Prozent wachsen, wobei für Deutschland mit +1,2 Prozent 2026 „eine moderate Erholung“ prognostiziert wird.
„Österreich dürfte hiervon ebenfalls profitieren, allerdings mit einer erheblichen Verzögerung und in einem deutlich geringeren Rahmen“, sagt Christiane von Berg, Head of Economic Research Benelux & DACH bei Coface.
„Nach fast drei Jahren Rezession“, fügt die Ökonomin hinzu, „könnte Österreich 2025 die langsame Trendwende hin zum Wachstum schaffen. Dies spiegelt sich allerdings erst 2026 in einer positiven BIP-Wachstumsrate von 1,0 Prozent zum Vorjahr wider.“
Eine interaktive Länderrisiken-Weltkarte ist bei Coface online abrufbar, ebenso ein Vergleich der Branchenrisiken.
Ihre Leserbriefe können für andere Leser eine wesentliche Ergänzung zu unserer Berichterstattung sein. Bitte schreiben Sie Ihre Kommentare unter den Artikel in das dafür vorgesehene Eingabefeld.
Die Redaktion freut sich auch über Hintergrund- und Insiderinformationen, wenn sie nicht zur Veröffentlichung unter dem Namen des Informanten bestimmt ist. Wir sichern unseren Lesern absolute Vertraulichkeit zu! Schreiben Sie bitte an redaktion@versicherungsjournal.at.
Allgemeine Pressemitteilungen erbitten wir an meldungen@versicherungsjournal.at.
Der VersicherungsJournal Newsletter informiert Sie von montags - freitags über alle wichtigen Themen der Branche.
Ihre Vorteile