Der Rück- und Ausblick der Standesvertreter

20.12.2024 – Der Obmann des Fachverbandes der Versicherungsmakler, Christoph Berghammer, der Obmann des Bundesgremiums der Versicherungsagenten, Horst Grandits, und der Generalsekretär des Versicherungsverbandes, Christian Eltner, ziehen Bilanz über 2024 und werfen einen Blick auf 2025.

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Auch heuer haben wir die Spitzen der Standesvertretungen wieder zum traditionellen Rückblick auf das zu Ende gehende Jahr und zu einem Ausblick auf das kommende eingeladen.

Christoph Berghammer

Obmann des Fachverbandes der Versicherungsmakler und Berater in Versicherungsangelegenheiten

Christoph Berghammer (Bild: Martin Steinthaler)
Christoph Berghammer
(Bild: Berghammer)

Herausfordernd, aber auch richtungsweisend war 2024 für die Versicherungsmakler, schreibt Fachverbandsobmann Christoph Berghammer.

Als ein zentrales Thema nennt er „die drohende Einführung eines Provisionsverbots durch die Umsetzung der Retail Investment Strategy“, die geplante Kleinanlegerstrategie.

„Dieser Vorstoß der Europäischen Kommission hat nicht nur die Diskussion um die Vergütungsstruktur unserer Branche neu entfacht, sondern auch verdeutlicht, wie wichtig es ist, eine klare, faktenbasierte Kommunikation über den Wert unserer Arbeit zu führen.“

Die Provision sei „eine essentielle und bewährte Vergütungsform“, die den Bedürfnissen der Kunden und der Branche gerecht werde. Ohne Vergütung via Provision könnten viele „schlichtweg wirtschaftlich nicht überleben“.

„Die Versicherungsvermittler-Verordnung (ZugangsVO) und die damit verbundenen Änderungswünsche beschäftigten uns ebenfalls intensiv“, so Berghammer weiter. „Wir konnten hier die Vorarbeiten finalisieren und die Inhalte mit den anderen beteiligten Berufsgruppen innerhalb der WKÖ fertig abstimmen; jetzt ist das BMAW am Zug und wir hoffen auf eine Veröffentlichung der Verordnung im kommenden Jahr.“

Gleichzeitig habe der 1. Juli 2024 mit dem Inkrafttreten der neuen Befähigungsprüfungsordnung „einen wichtigen Eckpfeiler in der nachhaltig qualitativen Ausrichtung unseres Berufsstandes“ markiert. „Prüfungen nach dem neuen Schema wurden bereits durchgeführt, und erste Rückmeldungen zeigen, dass die Anpassungen praxisnah gestaltet wurden. Gleichzeitig werden noch notwendige Evaluierungen durchgeführt, um die eine oder andere Stellschraube nachzujustieren.“

Ein besonders erfreulicher Fortschritt sei die Steigerung des Frauenanteils in der Berufsgruppe und der gesetzlichen Interessenvertretung gewesen. Die Initiative „Women Wanted – Frauen für die Branche gesucht“ habe erste sichtbare Ergebnisse gezeigt.

„Traurige Nachrichten erreichten uns mit dem Ableben von Ilse Huber, die über viele Jahre hinweg eine tragende Säule unserer Gemeinschaft war. Ihr Vermächtnis lebt jedoch in der hervorragenden Arbeit unserer Rechtsservice- und Schlichtungsstelle (RSS) weiter, die auch 2024 eine verlässliche Anlaufstelle für unsere Mitglieder geblieben ist.“

2025 werde der Fokus weiterhin auf der Sicherstellung des Erhalts der Provision als Leitvergütung liegen. „Gleichzeitig stehen wir vor einem Paradigmenwechsel: Es wird zunehmend erforderlich sein, hinkünftig zwischen ‚ungebunden‘ und ‚unabhängig‘ zu unterscheiden.“ Dies eröffne neue Möglichkeiten, den Kunden gegenüber „noch klarer“ aufzutreten und das Provisionssystem als nachhaltige Vergütungsform zu verteidigen.

Ein weiteres Thema werde die fortschreitende Digitalisierung und die Neudefinition des Verhältnisses zwischen Maklern, Kunden und Versicherung sein. „Die Chancen der künstlichen Intelligenz (KI) eröffnen uns neue Perspektiven, sei es bei der Kundenberatung, der Risikoanalyse oder der internen Prozessoptimierung. Hier werden wir uns intensiv mit Einsatzbereichen auseinandersetzen, die für unsere Mitglieder einen echten Mehrwert bieten.“

Auch die klassische Mitgliederservicierung bleibe ein Schwerpunkt, von der Bereitstellung von Informationen mittels Fachzeitschriften, Newslettern und Website bis hin zu den Dienstleistungen der RSS.

„Der Dialog mit Stakeholdern, Ministerien und europäischen Aufsichtsbehörden wird dabei ebenso unerlässlich sein, um die Interessen unserer Berufsgruppe auch in einem sich wandelnden regulatorischen Umfeld wirksam zu vertreten.“

Horst Grandits

Obmann des Bundesgremiums der Versicherungsagenten

Horst Grandits (Bild: Gerald Lechner)
Horst Grandits
(Bild: Gerald Lechner)

„2024 war ein herausforderndes Jahr für die Versicherungsbranche sowie unsere Standesvertretung und die Versicherungsagenten, dennoch konnten wir zahlreiche Erfolge verzeichnen“, antwortet uns der Bundesobmann der Versicherungsagenten.

Einer davon sei die Einführung einer Mustersammlung, die online zur Verfügung steht. „Diese Sammlung enthält zahlreiche Vorlagen für den Alltag unserer Mitglieder, Leitlinien und DSGVO-konforme Dokumente, die den administrativen Aufwand deutlich erleichtern“, so Grandits.

„Zudem konnten wir nach intensiven Abstimmungsrunden, sowohl fachverbandsübergreifend als auch in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium, erreichen, dass die neue Zugangsverordnung für den Versicherungsvermittlungsmarkt demnächst im Kabinett des Ministeriums vorgeschlagen wird. Wir erwarten, dass zeitnah ein offizielles Begutachtungsverfahren eingeleitet wird, was einen wichtigen Schritt für die Berufszugänge und -sicherung darstellt.“

Ein weiterer Erfolg seien die Weiterbildungsveranstaltungen, die die Wirtschaftskammer in den Bundesländern anbietet. „Diese Veranstaltungen tragen maßgeblich dazu bei, dass die Beratungsqualität unserer Mitglieder konstant hoch bleibt und sie stets auf dem neuesten Stand der fachlichen und rechtlichen Anforderungen sind.“

2025 liege der Fokus darauf, die neue Zugangsverordnung sowie die überarbeitete Befähigungsprüfung erfolgreich umzusetzen. „Diese Reform ist wichtig, um den Anforderungen an Qualifikation und Professionalität gerecht zu werden. Unser vorrangiges Ziel ist es, die Befähigungsprüfung auf das Niveau 6 des Nationalen Qualifikationsrahmens (NQR) anzuheben.“

Dies werde „entscheidend dazu beitragen, das Ansehen und die Attraktivität des Berufs langfristig zu erhöhen“, fügt Grandits hinzu. „Wir werden im ersten Halbjahr 2025 intensiv an der Kommunikation und Aufklärung arbeiten, sodass alle unsere zukünftigen Mitglieder bestens informiert und auf die kommenden Änderungen vorbereitet sind.“

Weiters will sich die Standesvertretung verstärkt dem Thema „Agentur der Zukunft“ widmen. „Das bedeutet etwa einen Auftritt als moderne Bürogemeinschaft mit Geschäftslokal, damit verbunden die Bündelung von Kräften, Kosten und Know-how, sowie Optimierung von Service und Kundenanlaufpunkt, selbstverständlich unter Einsatz aktueller technischer/digitaler Möglichkeiten.“

Christian Eltner

Generalsekretär des Versicherungsverbandes (VVO)

Christian Eltner (Bild: Kurt Patzak/VVO)
Christian Eltner
(Bild: Kurt Patzak/VVO)

„Das vergangene Jahr war für die österreichische Versicherungswirtschaft erneut ein herausforderndes“, fasst Christian Eltner 2024 im Rückblick zusammen. „Stichwort: Demographie, Klimawandel, wirtschaftliche Entwicklung und vieles mehr.“

„Allein die Folgen des Klimawandels brachten der österreichischen Versicherungswirtschaft Rekordschadensummen durch das Hochwasser in Niederösterreich.“ Die heimische Versicherungswirtschaft habe aber „ihre Stabilität und Solidität gerade auch in diesen Zeiten“ gezeigt.

Die Versicherer tragen mit rund 16 Milliarden Euro zur inländischen Wertschöpfung bei, merkt Eltner an – das entspreche rund vier Prozent der österreichischen Gesamtwertschöpfung. Mit rund 50 Millionen Euro Leistungszahlungen täglich sei die Branche ein „krisenfester Wirtschaftsfaktor“.

Auch auf dem Arbeitsmarkt sei die Versicherungswirtschaft eine wichtige Größe, mit mehr als 190.000 Personen, die ihren Lebensunterhalt „in direkter oder indirekter Verbindung mit der Versicherungswirtschaft“ verdienen, so Eltner.

Als Interessensvertretung der Versicherungsunternehmen setze sich der VVO dafür ein, faire Rahmenbedingungen zu schaffen. „Unser Anliegen ist es, gemeinsam mit der Politik, den Wirtschaftsstandort Österreich zu stärken und Zukunftsperspektiven für die Versicherungsbranche zu entwickeln.“

 
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